Alberto Giacometti (1901 - 1966) im Kunsthaus Zürich

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MATERIAL UND VISION
Die Meisterwerke in Gips, Stein, Ton und Bronze
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Alberto Giacometti ist der bedeutendste Schweizer Künstler des 20. Jahrhunderts. Auf dem Kunstmarkt erzielen seine Werke Höchstpreise - der Künstler selber blieb zeitlebens bescheiden und widmete sich in Paris und im heimatlichen Bergell seiner künstlerischen Suche.
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Neben den Beständen des Kunsthauses Zürich sieht man bedeutende Leihgaben der nicht öffentlichen Fondation Alberto et Annette Giacometti sowie aus Privatsammlungen.
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Zu entdecken sind rund 150 Werke eines Jahrhundertkünstlers.
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Biografie und Bilder findet man im Internet.
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P***m
Prima Tip!
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a member
Ein paar Aperçus aus "Kühle Knubbligkeit, schroffe Kanten" im Tagesanzeiter vom 28.10.16
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Im Sommer 1939 hatte man den noch recht unbekannten Künstler an die Landi (Landesausstellung) eingeladen, wo er eine seiner Plastiken im Atrium des Textilpavillons aufstellen sollte. Giacometti reiste aus Paris an, um bei der Platzierung dabei zu sein. Als man ihn fragte, wohin man den Lastwagen schicken sollte, um das Stück abzuholen, winkte er ab -und zog eine Streichholzschachtel aus der Jackentasche, aus der er eine winzige Gipsfigurt klaubte. Natürlich erntete er konsternierte Blicke. Das Ding sei doch unsichtbar, lachte man und zudem eine Beleidigung für die übrigen eingeladenen Künstler. Giacomettis Tobsuchtsanfall brachte nichts; das Gipsfigürchen musste einer "normal" proportionierten Bronze weichen, und der Bildhauer reiste beleidigt ab.
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"Le chien", Publikumsliebling im Giacometti-Bestand des Kunsthauses. Schwierig sich nicht in dieses mit hängendem Kopf durch einen unsichtbaren Regenschauer trottende Tier zu verlieben; Marlene Dietrich war so entzückt, als sie es Ende der 50er im Moma sah, dass sie Giacometti einen Strauss roter Rosen schickte.
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a member
Er mochte es schlicht und ohne Tamtam. Sein schäbig-abgerissenes Sakko war legendär; bisweilen passierte es, dass jemand den arrivierten Künstler für einen Clochard hielt und ihm eine Tasse Kaffee spendierte. Er solll dann jeweils herzlich gedankt haben, ohne sich weiter vorzustellen. Alberto Giacometti wollte so leben, "dass, wennn ich morgen mittellos dastünde, sich für mich nichts ändern würde". Sprich: ein paar Tassen Kaffee zum Frühstück, Eier mit Schinken und Brot zum Znacht, Zigaretten, bisweilen ein Besuch im Bordell.
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a member
Giacometti zeigte den Menschen nicht idealisiert, wie bei den Griechen, Römern, bei Michelangelo oder noch bei Rodin, nur wenige Jahre zuvor. Sondern entidealisiert; als lang gezogener Lulatsch, schmächtig und abstrus proportioniert. Wer das anschaut, braucht sich seiner eigenen Unzulänglichkeit nicht zu schämen. Denn was da vor uns steht, ist wie wir; weit am Ideal vorbei, getrieben, rastlos, mitgenommen. Und in dieser Unvollkommenheit - vollkommen.
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Text von Paulina Szczesniak
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